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 Die Brücke zum Wohlstand

FEHMARN · Seit 50 Jahren überspannt die Fehmarnsundbrücke den Fehmarnsund, seit

50 Jahren ist Fehmarn mit dem Festland verbunden. Der „größte Kleiderbügel der Welt“, wie die

Brücke aufgrund ihrer markanten Konstruktion oft bezeichnet wird, hat Fehmarn das Tor zum

wirtschaftlichen Aufschwung geöffnet. Der 30. April 1963 – der Tag der Brückeneröffnung

– ist somit zum bedeutendsten Datum in der jüngeren Inselgeschichte geworden.

Mit der Eröffnung der 19 Kilometer langen Fährlinie zwischen Puttgarden und Rødbyhavn

am 14. Mai 1963 erschloss Fehmarn auch die Anbindung an das Nachbarland Dänemark.

Das Tor zum Norden war durch eine schwimmende Brücke über den Fehmarnbelt – die Fährlinie

– aufgestoßen worden. Es war die Geburtsstunde der Vogelfluglinie, in derem Zentrum die

Insel Fehmarn zu einem wichtigen Impulsgeber geworden ist. Ohne die Fehmarnsundbrücke

im Süden und ohne die schwimmende Brücke im Norden hätte die Wirtschaft auf der rund

13 000 Einwohner zählenden Insel nicht gedeihen und der Wohlstand nicht wachsen können.

Mit der festen Verbindung über den Fehmarnsund ist Fehmarn vor allem leicht erreichbar

und als Urlaubsinsel dadurch deutlich attraktiver geworden. Inselweit werden die

Übernachtungszahlen auf jährlich bis zu drei Millionen geschätzt.

Seit Mitte des letzten Jahrzehnts hat das Tor zum Norden der Insel Fehmarn einen neuen

Wirtschaftsfaktor beschert – den Grenzhandel. Dänen und Schweden versorgen sich hier

aufgrund des Steuervorteils vor allem mit alkoholhaltigen Getränken. Der weitaus größte Arbeitgeber

ist die Fährreederei Scandlines, die die Fährlinie Puttgarden – Rødbyhavn betreibt. 600 fest

angestellte Arbeitnehmer, die mit ihren Familien zum größten Teil auf der Insel wohnen, sind

hier beschäftigt. Der Bau der Festen Fehmarnbeltquerung, deren Fertigstellung

derzeit für Ende 2021 angestrebt wird, wird deshalb von vielen Fehmaranern kritisch

gesehen. Die Risiken sind schwer abzuschätzen, die Chancen für die Insel nicht wirklich

zu erkennen. Sichere Arbeitsplätze scheinen in Gefahr, obwohl Scandlines angekündigt

hat, auch nach Eröffnung des Fehmarnbelttunnels weiterfahren zu wollen. Im Tourismus

werden Einschnitte befürchtet, wenn erst einmal die Bauphase für das im europäischen Kontext

stehende Megaprojekt begonnen hat.

So sind die Fehmaraner in diesen Tagen des großen Jubiläums der Vogelfluglinie hin- und hergerissen

zwischen großer Freude über den wirtschaftlichen Segen, den ihnen die feste Verbindung

über den Fehmarnsund und die schwimmende Brücke über den Fehmarnbelt gebracht hat sowie

der Sorge über den Tunnel, der Europa eine noch schnellere Verbindung zwischen den großen

Metropolen Hamburg und Kopenhagen ermöglicht. Doch wo bleibt Fehmarn?

Die Fehmarnsundbrücke ist zu einem Symbol des wirtschaftlichen Aufschwungs geworden.

Ein Tunnel unter dem Fehmarnbelt wird nie eine solche Symbolkraft entfalten können, wie

sie die Fehmarnsundbrücke verinnerlicht.

Schon vor 20 Jahren hatte der ehemalige Burger Bürgermeister Rolf Toman zum 30-jährigen

Bestehen der Fehmarnsundbrücke gesagt: „Als gute Europäer müssten wir für die Feste

Beltquerungsein, aber als Fehmaraner sind wir strikt dagegen.“

· Andreas Höppner